Humanist und Weltbürger

Paulo Freire hat als Pädagoge Hoffnungen geweckt und bestärkt wie nur wenige Menschen in diesem Jahrhundert. Im Sinne des dialogischen Prinzips hat er neue Wege der Beziehungen zwischen Lernenden und Lehrenden gezeigt. Paulo Freire stärkte mit seiner Arbeit weltweit demokratische Basisprozesse. Er war der Pädagoge der Unterdrückten weltweit und vermittelte eine Pädagogik der Hoffnung. Die Sozialpastoral Lateinamerikas und die Theologie der Befreiung wurden von ihm beeinflusst. Von Diktatoren gehasst musste Paulo Freire 1964 aus Brasilien fliehen. Der Weltkirchenrat in Genf war ihm lange Zeit neue Heimat.

Von dort unterstützte er die jungen, aus portugiesischer Kolonialherrschaft befreiten Staaten Afrikas und den Alphabetisierungskreuzzug in Nikaragua. Als letzter Exilierter des brasilianischen Militärputschs von 1964 durfte Paulo Freire mit seiner Familie 1980 wieder nach Brasilien zurückkehren. Er war Mitbegründer der stärksten brasilianischen Oppositionspartei, der Partei der Arbeiter (PT). In Europa beeinflussten die Gedanken Paulo Freires alle pädagogischen Bereiche: Sozialarbeit, Schule, Erwachsenenbildung, außerschulische Jugendarbeit und die Arbeit im Kindergarten. Er war der Verfasser zahlreicher Bücher, die in viele Sprachen übersetzt wurden.

Die Pädagogik Paulo Freires ist mit vielen Wissenschaftsgebieten verbunden: Theologie, Soziologie, Ökonomie, Psychologie und Linguistik. Praktische Ansätze finden sich in der Theaterarbeit von Augusto Boal und in der Ästhetik. Die Vielfalt dieser Ansätze leitet die Pädagogik Paulo Freires in die Postmoderne.



Copyright © 2004 Esther Goldschmidt and Fred Zimmak