Erklärung der Rechte des Kindes

Als Anwalt des Kindes sprach sich Janusz Korczak für eine Erklärung der Rechte des Kindes aus - dies viele Jahre bevor ein solches Dokument von der Genfer Konvention (1924) oder der Generalversammlung der Vereinten Nationen (1959) aufgesetzt wurde.

Die Deklaration, die Korczak vorschwebte - kein Gesuch um guten Willen, sondern eine Aufforderung zum Handeln -. war zum Zeitpunkt seines Todes noch nicht vollständig.

Ich habe in "Wie man ein Kind lieben soll", "Das Recht des Kindes auf Achtung" und in anderen Werken nachgesucht und die Rechte zusammengestellt, die für Korczak die wichtigsten waren:

Das Kind hat das Recht auf Liebe.

("Liebe das Kind. Nicht nur dein eigenes.")

Das Kind hat das Recht auf Achtung.

("Verlangen wir Respekt vor leuchtenden Augen. glatten Stirnen. jugendlicher Anstrengung und jugendlichem Vertrauen. Warum sollten trübe Augen, eine gefurchte Stirn, zerzaustes graues Haar oder müde Resignation mehr Respekt gebieten?")

Das Kind hat das Recht auf optimale Bedingungen für sein Wachstum und seine Entwicklung.

("Wir verlangen: schafft den Hunger ab, das Frieren. die Feuchtigkeit. den Gestank, die Überfüllung und die Überbevölkerung.")

Das Kind hat das Recht. in der Gegenwart zu leben.

("Kinder werden nicht erst zu Menschen; sie sind es heute schon.")

Das Kind hat das Recht, es selbst zu sein.

("Ein Kind ist kein Lotterielos, um den ersten Preis zu gewinnen.")

Das Kind hat das Recht auf Fehler.

("Bei den Kindern gibt es auch nicht mehr Narren als bei den Erwachsenen.")

Das Kind hat das Recht, zu versagen.

("Wir Prangern die trügerische Sehnsucht nach perfekten Kindern an.")

Das Kind hat das Recht, ernst genommen zu werden.

("Wer fragt das Kind nach seiner Meinung und seinem Einverständnis?")

Das Kind hat das Recht, für das, was es ist, geschätzt zu werden.

("Das Kind hat, weil es klein ist, nur einen geringen Marktwert.")

Das Kind hat das Recht, zu wünschen, zu verlangen, zu bitten.

("lm Laufe der Jahre wird der Abstand zwischen den Forderungen der Erwachsenen und den Wünschen der Kinder immer größer.")

Das Kind hat das Recht auf Geheimnisse.

("Respektiert seine Geheimnisse.")

Das Kind hat das Recht auf eine Lüge. eine Täuschung, einen Diebstahl.

("Es hat nicht das Recht, zu Iügen, zu hintergehen und zu stehlen.«)

Das Kind hat das Recht auf Respektierung seiner Besitztümer und seines Budgets.

("Jeder hat das Recht auf seinen Besitz, ganz gleich wie gering oder wertlos er sein mag".)

Das Kind hat das Recht auf Erziehung.

Das Kind hat das Recht, sich erzieherischen Einflüssen, die seinen eigenen Überzeugungen zuwiderlaufen, zu widersetzen.

("Zum Glück für die Menschheit gelingt es uns nicht, Kinder zu zwingen, sich Angriffen gegen ihren gesunden Menschenverstand und gegen ihre Menschlichkeit zu beugen.")

Das Kind hat das Recht, sich gegen` Ungerechtigkeit zu verwahren.

("Wir müssen die Gewaltherrschaft beenden.")

Das Kind hat des Recht auf einen Kindergerichtshof, wo es über Gleiche urteilen kann und von Gleichen verurteilt wird.

("Wir sind die einzigen Richter der Handlungen eines Kindes, seiner Schritte, Gedanken und Pläne....Ich weiß, dass ein Kindergericht unabdingbar ist, dass es in fünfzig Jahren keine Schule mehr geben wird, keine einzige Institution ohne ein solches Gericht.")

Das Kind hat das Recht auf Verteidigung durch die Gerichtsbarkeit eines Gerichtshof aus Jugendlichen.

("Auch das straffällig gewordene Kind ist immer noch ein Kind....Unglückseligerweise verbreitet sich das aus Armut geborene Leid wie Läuse: Sie ist der Nährboden für Sadismus, Verbrechen, Grobheit und Brutalität.")

Das Kind hat das Recht, auf Respektierung seines Schmerzes.

("Und sei es nur den Verlust eines Kieselsteins.")

Das Kind hat das Recht auf Zwiesprache mit. Gott.

Das Kind hat das Recht, vorzeitig zu sterben.

("Die tiefe Liebe der Mutter zu ihrem Kind muss ihm das Recht auf einen vorzeitigen Tod gewähren - darauf, seinen Lebensweg nach nur ein oder zwei Sommern zu beenden ....

Nicht jeder Busch wird zu einem Baum.")

(Textauszüge Betty Jean Lifton, Der König der Kinder, Klett Stuttgart 3. Aufl. 1992)



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