Das Material und die Umgebung

Die vorbereitete Umgebung

Montessori schuf für ihre Schutzbefohlenen eine "vorbereitete Umgebung". Vom in der Höhe passend angebrachten Kleiderhaken, selbst entworfenen Kindermöbeln, ausgewähltem, gut durchdachtem und angefertigtem Sinnes- und Lernmaterial (das im nächsten Abschnitt ausführlicher beschrieben wird). Es war alles nach den Entwicklungsbedürfnissen und Erfordernissen der Kinder ausgerichtet und bot ihnen so den Freiraum, selbständig, schöpferisch und verantwortlich zu wirken. Erwachsene sollten aus ihrer Sicht nicht belehrend auf das Kind einwirken und damit die Entwicklung seiner Persönlichkeit gefährden, sondern sie sollen es ermutigen sich in dieser Umgebung aktiv und explorativ zu verhalten.

Die sensiblen Phasen

Montessori hat die Entwicklung ihrer Kinder sehr sorgfältig beobachtet. In einer Zeit, in der man bisher Vorschulkinder kaum wahrgenommen hatte, erkannte sie, welche wichtigen Fähigkeiten (z.B. Sprache) sie sich in dieser Periode aneignen. Sie beobachtete, dass es für bestimmte Entwicklungsfortschritte in besonderen "sensiblen Phasen" eine optimale Lernbereitschaft und -voraussetzung gibt. Sie weist hin auf die "besondere produktive Aufgabe; die Lehrerin steht vor einer außergewöhnlich reichen Ernte und braucht beim Säen nur eine ganz geringe Mühe aufwenden" (Montessori) . Verstreicht jedoch wegen mangelnden Entwicklungsanreizen, bzw. ungünstiger Umgebung diese sensible Phase ungenutzt, so kann das Lerndefizit später kaum noch oder nur sehr schwer wieder ausgeglichen werden. "Die Seele des Kindes setzt sich darüber hinweg , es wird dann nicht mehr diese Liebe dazu haben" (Montessori) Ihre Didaktik und Methodik hat sie daher auf diese Phasen abgestimmt.

Die Polarisation der Aufmerksamkeit

Montessori war fasziniert, mit welch einer Hingabe, Ausdauer und Konzentration sich die Kinder dem Material aktiv zuwandten, sofern es eben ihre Entwicklungsbedürfnissen und -erfordernissen entsprach. Nicht durch äußeren Zwang lernten diese Kinder, sondern durch die Faszination und den Aufforderungscharakter des dargebotenen Materials zum richtigen Zeitpunkt.

Die Ordnung

Montessori erkannte, dass das Kind, um sich in der Welt zurechtzufinden und lernen und sich orientieren zu können, Ordnung und Struktur benötigt. Daher ist es bestrebt, seine erlebten Sinneseindrücke zu ordnen, zu kategorisieren, zu klassifizieren und zu strukturieren. Dies ist in der normalen Umgebung durch die Fülle der Sinneseindrücke sehr schwer. Mit dem speziellen Material in der vorbereiteten Umgebung bekommt das Kind aktiv die Möglichkeit dazu.

Die Rolle des Erziehers

Montessori verlangte von ihren Lehrern, dass sie nicht nach herkömmlichen, starren, konventionellen Prinzipien, sondern beobachtend und situationsorientiert handeln sollten. Die Lehrer verstand sie als Vermittler, als Bindeglied zwischen der vorbereiteten Umgebung, dem Material und dem Kind. Sie sollten dem Kind helfen, sich selbständig mit dem Material und der Umgebung auseinander zusetzen und dies nicht durch vorschnelles Eingreifen verhindern. Sie schilderte eindrucksvoll den Gesichtsausdruck eines zweieinhalbjährigen Jungen, der gerade eine problemlösende Idee hat und im Begriff ist sie auszuführen: "Er ging mit vor Hoffnung leuchtendem Gesicht auf den Sessel zu,...". Aber nachdem die Lehrerin hilfreich eingegriffen hatte, "blieb der dumme Ausdruck des Kindes, das weiß, dass andere an seiner statt handeln werden" (Montessori) . Sie ermahnt die Erzieher: "Wir denken nie daran, dass ein Kind, das etwas nicht tut, dies auch nicht tun kann, es aber später tun muss, und von Natur aus über alle Mittel verfügt, es zu lernen.: Unsere Pflicht ihm gegenüber besteht schließlich darin, ihm behilflich zu sein, sich eine nützliche Handlungsweise zu eigen zu machen" (Montessori)

Die Freiheit

Weder Unterwerfung und Zwang, noch grenzenlose Freiheit sollte in ihren Einrichtungen herrschen. Montessori prägte den Ausdruck von der "aktiven Disziplin" (Montessori) . Die Kinder sollten sich aktiv auf die Anforderungen des Lebens vorbereiten. Bewegungsfreiheit und Eigeninitiative waren angesagt. Die Grenze der Freiheit waren die Bedürfnisse des Gemeinwohls, die eingehalten werden mussten. Der Unterricht selber wurde dezentralisiert. Die Kinder sollten nicht im Frontalunterricht nach Maßgabe für alle lernen, sondern individuell nach Interesse, Bedürfnislage und Fähigkeiten, auch altersgemischt. Sie betrachtete die Selbsttätigkeit als ein Grundbedürfnis des Kindes.

Montessori schuf für ihre Schutzbefohlenen eine "vorbereitete Umgebung". Vom in der Höhe passend angebrachten Kleiderhaken, selbst entworfenen Kindermöbeln, ausgewähltem, gut durchdachtem und angefertigtem Sinnes- und Lernmaterial Im nächsten nächsten Abschnitt stelle ich Beispiele vor, beschreibe aber das Mathematikmaterial, speziell das Perlenmaterial , ausführlicher.

Es war alles nach den Entwicklungsbedürfnissen und Erfordernissen der Kinder ausgerichtet und bot ihnen so den Freiraum, selbständig, schöpferisch und verantwortlich zu wirken. Erwachsene sollten aus ihrer Sicht nicht belehrend auf das Kind einwirken und damit die Entwicklung seiner Persönlichkeit gefährden, sondern sie sollen es ermutigen sich in dieser Umgebung aktiv und explorativ zu verhalten

Das Montessorimaterial ist Bestandteil der pädagogisch "vorbereiteten Umgebung". Es soll dem Kind helfen, seine Welt bewusster wahrzunehmen, zu verstehen und zu begreifen. Diese "Sinneserziehung" beginnt bei Montessori bereits in den ersten Lebensjahren. Die Montessorimaterialien betreffen folgende Bereiche:

Übungen des praktischen Lebens"

Diese Übungen helfen, Handlungsabläufe des Lebensalltags modellhaft zu erleben.

Obwohl sie so einfach, oder gar simpel erscheinen, sind sie von ganz bedeutendem Einfluss. Sie fördern die

  • individuellen
  • sozialen
  • motorischen
  • kognitiven


    Entwicklungen und Kompetenzen des Kindes.

    Die "Übungen des praktischen Lebens" beinhalten die

  • Pflege der eigenen Person
    z.B. Hände waschen, Schleifen binden, Schuhe putzen u.v.a.m.
  • Pflege der Umgebung
    z.B. Metall putzen, kehren, Tisch decken, Wasser einschenken, Blumenpflege u.v.a.m.
  • Pflege der sozialen Beziehungen
    z.B. Teamarbeit einüben, sich begrüßen, Rücksicht auf die Bedürfnisse der anderen nehmen, Regeln beachten, sich in die Lage des anderen versetzen, Konflikte u.v.a.m. angemessen auszutragen
  • Körper- und Konzentrationsübungen


    Das Material ist handlich und entspricht den altersgemäßen sensorischen und motorischen Bedürfnissen. Die Welt wird (sensomotorisch) "begriffen".

    Ein Beispiel sind die Einsatzzylinder: Durch den Umgang mit diesen Zylindern, die wie ein dreidimensionales Puzzle gehandhabt werden, erfährt das Kind Ordnungsstrukturen im Bereich der Dimensionen und räumlichen Wahrnehmung.

    Es erkennt, wie Körper und Hohlräume zueinander entsprechen. Es verknüpft sinnliche Erfahrung mit sprachlichen Begriffen, z.B.: hoch, niedrig, breit, schmal, flach, tief, eng, weit, der höchste, höher als, schmaler als, der breiteste. Dies sind Begriffe, die, um rechnen zu können, nicht nur sprachlich benannt, sondern vor allem körperlich-sinnlich verinnerlicht sein müssen.

    Wir wünschen unseren Kindern, dass sie mit "beiden Beinen" im Leben stehend gut zurechtkommen. Sie sollen die Kulturtechniken, wie Lesen, Schreiben, Rechnen beherrschen, über eine größtmögliche Bildung verfügen. Sie sollen über umfangreiche Ich- Sach- Sozial- und Handlungskompetenzen verfügen.

    Für all dies wird als grundlegende Voraussetzung eine ausgezeichnete Sinneswahrnehmung und Wahrnehmungsverknüpfung (sensorische Integration) benötigt. Z.B. schon in frühem Alter durch Spielen und Hantieren lernt das Kind Formen wahrzunehmen und zu unterscheiden. Gelingt das nicht in ausreichendem Maße, so wird es wahrscheinlich später Schwierigkeiten in der Rechtschreibung oder Mathematik haben, wo diese Kenntnisse vorausgesetzt werden.

    Das "Sinnesmaterial" besteht aus einem System von Gegenständen, die nach bestimmten physikalischen Eigenschaften der Körper wie

  • Farbe


  • Form


  • Maße


  • Klang


  • Geräusch


  • Zustand von Rauheit


  • Gewicht


  • Temperatur


  • usw. geordnet sind."
    Es hat die Aufgabe,
    Sinne zu

  • schulen


  • verfeinern


  • sowie die Sinneseindrücke zu


  • ordnen


  • kategorisieren


  • klassifizieren


  • strukturieren


  • fördert die Konzentration

    Für jeden Sinnesbereich gibt es Materialien unterschiedlichen Schwierigkeitsgrades, die abgestuft den Fähigkeiten des Kindes angepasst werden können. Montessori weist darauf hin, dass die Sinne so weit wie möglich isoliert werden müssen, wenn einzelne Eigenschaften des Materials hervorgehoben werden sollen. "Ein Tasteindruck wird klarer bei einem Gegenstand, der keine Wärme leitet, der also nicht gleichzeitig Temperatureindrücke vermittelt." (1969, S. 115) Daher sind die Materialien so beschaffen, dass zusammengehörige Gegenstände die gleiche Eigenschaft haben, wobei diese gleichmäßig abgestuft sind.

    Das "goldene Perlenmaterial"

    Der komplette Perlensatz besteht aus:

  • einem Tausenderkubus
  • 10 Hunderterquadraten
  • einem Holzkasten mit 45 Zehnerstangen
  • einer Dose mit 100 Einerperlen
  • einem großen Kartensatz von 1-1000
    zur Erweiterung bei größeren Rechenoperationen zusätzlich:
  • weitere Tausenderkuben und Hunderterquadrate aus Holz
  • weitere Kartensätze (große und kleine)
  • sowie Tabletts und Schälchen zum Hantieren und Sortieren


    Das Kind erlebt, dass alle Mengen in höchsten neun Einzeleinheiten (9 Einer, 9 Zehner, 9 Hunderter) einzuteilen sind und dann in die nächste Kategorie übergehen. Durch praktisches Tun werden dem Kind handfeste sinnliche Erfahrungen über den Zahlenraum und das Rechnen im Stellenwert vermittelt.

    Natürlich dient es auch dem Kennenlernen und Verfestigen der vier Grundrechenarten Addition, Subtraktion, Multiplikation und Division. Indem die Kinder z.B. addieren, bzw. subtrahieren, fügen sie auch tatsächlich Mengen zusammen, bzw. nehmen etwas weg, tauschen Hunderter in Zehner um usw.
    Die Hunderter- und Tausenderkette

    Das Kind lernt zählen, auch in Sprüngen und Schritten. Hier sind Zehnerkärtchen angelegt. Zusammen mit der Tausenderkette macht das Kind die beeindruckende Erfahrung: Das Ende der Hunderterkette kann es fast mit ausgestrecktem Arm erreichen, die Tausenderkette jedoch reicht bis weit ins andere Zimmer hinein. Hier wird der Unterschied zwischen 100 und 1000 körperlich und sinnlich erfahrbar. In seinem Heft als Ziffer ist der Unterschied nur eine kleine 0 mehr, wobei es sich leicht vertun kann.

    Das Divisionsbrett

    Das Divisionsbrett hat 81 Vertiefungen für kleine Perlen (den Dividenden). Am oberen Brettrand befindet sich ein Feld für Spielfiguren (den Divisor).

    Das Kind lernt durch praktisches Tun das Teilen und erfährt dabei, dass das Ergebnis immer das ist, was einer der Teiler bekommt. Das Arbeiten damit vermittelt dem Kind Einblick in die Struktur einer Division.

    Ausgesägte Holzziffern und Plättchen

    Diese tastbaren Ziffern und Plättchen eignen sich für vielerlei Spiele mit Zahlen. Das Kind kann z.B. das simultane Erkennen von Mengen trainieren, indem es möglichst schnell die Ziffern der entsprechenden Plättchenmenge zuordnet.

    Es kann durch Auslegen und Sortieren verinnerlichen, was eine gerade und eine ungerade Zahl ausmacht. Das besondere daran ist, dass die Ziffer nicht nur einseitig durch einen Sinn (Sehen) wahrgenommen wird, sondern intermodal (d.h. durch mehrere Sinne, deren Eindrücke miteinander verknüpft werden.) Grundgeheimnis eines erfolgreichen Lernens ist: Je mehr Sinne beteiligt sind, desto besser werden die Inhalte "begriffen", umgesetzt und gespeichert.

    Die Bruchrechenkreise

    Diese Bruchrechenkreise gehören zum geometrischen Material. Es ist aus Metall. Das Kind lernt hier ganz praktisch durch Hantieren, weshalb beispielsweise ein Achtel kleiner als ein Viertel ist. Grundkenntnisse, die beim Rechnen mit Brüchen einfach verinnerlicht sein müssen.

    Besonders zu erwähnen sind die Sandpapierbuchstaben. Durch Sehen, Hören und Tasten und Bewegen (auditiv, akustisch, taktil und kinästhetisch) lassen sich die Buchstaben leicht erlernen.

    Biologisches und geographisches Material

    Der erste Globus

    Die blauen Wasserflächen sind glatt, die Landflächen dagegen aus Sandpapier zum Betasten. So wird den Kindern das Verhältnis Wasser zu Land, Form und Größe der Erdteile körperlich sinnlich erfassbar. Auch ältere Kinder und sogar Erwachsene sind immer wieder fasziniert.

    Theoretisch wissen alle das Verhältnis Wasser-Land, aber durch die sinnliche Erfahrung sind sie doch beeindruckt, wie viel Wasser, im Verhältnis zum Land es wirklich bedeutet.

    Alle Materialien gemeinsam haben bestimmte grundlegende Eigenschaften und es sind bestimmte Prinzipien im Umgang damit zu beachten.

    Die "Isolierung der Schwierigkeiten" ist ein wichtiges Merkmal des Materials. Das goldene Perlenmaterial (Abbildung 1) hat die Aufgabe, die Mächtigkeit der Werte im Dezimalsystem darzustellen, und wird auf diese "Schwierigkeit" isoliert. Die Perlen sind schlicht und einfarbig. So wird die Aufmerksamkeit vollständig auf die unterschiedliche Menge und Anordnung der Perlen gelenkt.

    Einer, Zehner, Hunderter, Tausender

    Am Beispiel von heute handelsüblichem, ähnlichen Schulmaterial wird der Unterschied deutlich: Als zusätzliche Kennzeichnung sind die einzelnen Kategorien in unterschiedliche Farben gehalten. Das Kind kann jetzt die einzelnen Kategorien nicht nur an Menge und Anordnung unterscheiden, sondern (als "Eselsbrücke" die damit gar nichts zu tun hat) auch an der Farbe. Dies ist jedoch nicht im Sinne Montessoris, denn hier wird das Augenmerk des Kindes abgelenkt von der eigentlichen Schwierigkeit. Das Material sollte nur zu unterscheiden sein nach der unterschiedlichen Anzahl der Perlen, der Größe des z.B. Tausenders und auch nach den unterschiedlichen Gewichten. Eine bessere Alternative ist aus schlichtem Naturholz (Abbildung 3). Günstig ist, wenn das Material möglichst schwer ist, damit auch der Gewichtsunterschied zu spüren ist.

    Auch an den Kartensätzen wird das Prinzip deutlich. Viele Kinder haben Probleme mit dem Schreiben und Lesen der Zahlenmengen (z.B. wegen Zahlenverdrehungen durch Rechtslinksschwierigkeit). Mit Hilfe des Kartensatzes bekommen sie einen logischen Einblick in den Aufbau einer Dezimalzahl. Die Zahlendarstellung auf dem Montessori Kartensatz ist farbig. Die Einer sind grün, Zehner blau, Hunderter rot und Tausender wieder grün. Das hängt mit dem abstrakteren Nachfolgematerial Markenspiel, große Division, Rechenrahmen usw.) zusammen, in dem für die entsprechenden Kategorien ein Symbol (z.B. 100er Marke) in der entsprechenden Farben verwendet werden.

    Das Kind sortiert zunächst die einzelnen Kategorien und sucht die entsprechenden Zahlenkarte für die Tausender, Hunderter, Zehner und Einer heraus. Wenn es diese dann aufeinander legt, hat es den entsprechenden Wert (in der richtigen Reihenfolge) vor sich liegen und kann ihn ablesen. Durch die unterschiedliche Länge der Zahlkarten findet ein logischer und einsichtiger Zahlenaufbau statt. Auch das Problem, wenn eine Null in eine Ziffernfolge gehört, wird so logisch gelöst und eingesehen.

    Bei ähnlichem handelsüblichen Schulmaterial, bei dem lediglich eine Ziffernfolge einzustellen ist ist für Kinder mit Schwierigkeiten in der Raumlagewahrnehmung (Rechts-Links-Orientierung) nicht so ohne weiteres ersichtlich, von welcher Seite sich her die Zahl aufbaut.

    Abstufung vom Konkreten zum Abstrakten

    Im goldenen Perlenmaterial besteht ein Hunderter auch aus hundert Perlen, ein Zehner aus zehn Perlen usw. Das Kind kann sie sensumotorisch erfassen (es sieht nicht nur, sondern fühlt den Unterschied durch das Gewicht, erspürt kinästhetisch die unterschiedliche Fingerhandspannweite usw.

    Im darauf aufbauenden Nachfolgematerial, dem Markenspiel , wird schon abstrahiert. Auf den gleich großen verschieden farbigen Marken ist lediglich die Zahl aufgedruckt. Im weiteren Nachfolgematerial, z.B. dem Rechenrahmen wird eine Kategorie lediglich durch eine entsprechend farbige Perle symbolisiert

    Eigenschaften des Materials

    Jedes Material besitzt seine eigene Fehlerkontrolle, das individuelles, selbständiges, überlegtes, kritisches Arbeiten ermöglicht. Fehler werden als solche sachlich erkannt, akzeptiert, korrigiert und so daraus gelernt. Wenn das Kind z.B. die Stellenwerte im Dezimalsystem auslegt, müssen die Perlen genau ausreichen.

    Das Material besitzt hohen Aufforderungscharakter und entspricht den sensomotorischen Bedürfnissen der Kinder. Es weckt Neugierde und Interesse am Umgang. Die Initiative und Selbsttätigkeit des Kindes wird angeregt.

    Es lernt planen, vorbereiten, abschauen, ausprobieren usw. Hier sind Sandpapierziffern abgebildet. Das Kind erspürt die unterschiedliche Oberfläche und folgt in Schreibrichtung der Ziffer. Dabei spricht es laut die Zahl aus. Dazu kann es 45 Klammern vor die Zahlen verteilen. Fehlerkontrolle ist, dass keine übrig bleibt. Besonders erfahren wird hier auch die Bedeutung der 0, deren Feld leer bleibt. Es kann ihnen jeweils entsprechende Stäbchen zuordnen und bekommt so einen sinnlichen Eindruck der Mengen. (Dieses Material lässt sich auch leicht selbst herstellen)

    Die Grundregeln im Umgang mit dem Material: Für das Arbeiten mit dem Material, Lektionen genannt, hat Montessori bestimmte Grundregeln aufgestellt, die auf den folgenden Seiten kurz genannt werden.

    Bei einer Neueinführung sollen vorwiegend Einzellektionen erteilt werden. Dabei ist auf die Bereitschaft des Kindes zu achten. Anregung und Ermutigung sollen gegeben werden, aber kein Zwang ausgeübt werden. Ebenfalls ist auf eine gute Atmosphäre und persönlichen Kontakt zu achten.

    Es sollen nur die benötigten Materialien bereit liegen. Auch werden keine unübersichtlichen, verwirrenden Arbeitsblätter oder umfangreiche Aufgabenpäckchen eingesetzt, sondern klare Aufgabenstrukturen.

    Die Einzelaufgaben lassen sich zudem gut mit Bewegungsspielen verknüpfen: Z.B. mit dem Rollbrett einen Parcour (durch Tunnel usw.) fahren, unterwegs ausgelegte Aufgaben lösen. Auch Hängemattenspiele sind gut geeignet (Bäuchlings in der Hängematte, eine Aufgabe herausangeln, lösen, schwingen, gelöste Aufgabe in ein Körbchen werfen. Dies macht den Kindern Spaß und fördert gleichzeitig noch die Verknüpfung der Basissinne zur sensorischen Integration)

    Das Kind soll ungehinderten Kontakt zum Material aufnehmen können, um das Wesentliche, den "Zweck der Lektion", erfassen zu können.

    Daher sollte durch Klarheit und Deutlichkeit auch in der Sprache jede unnötige Ablenkung durch viele Worte vermieden werden. Nach einer langatmigen und abschweifenden Erklärung ("...könnt ihr raten...?") einer Lehrerin schreibt Montessori: "So wird der Geist des Kindes nach der Verwirrung mit dem Raten durch eine Anhäufung von Gedanken überfordert: (...). Und in dieser Verwirrung fällt es ihm schwer, das Thema, den Zweck der Lektion genau auszumachen." (aus Montessori Die Entdeckung des Kindes .)

    Die Lektion sollte bei den Kontrasten, den Polaritäten, beginnen, da dieses am eindrucksvollsten ist. Beim Perlenmaterial bedeutet es, z.B. zuerst den Einer und Tausender einführen und erst dann auf die Abstufungen einzugehen.

    Der Erzieher sollte dem Kind zuerst modellhaft den Ablauf zeigen, anschließend die Selbsttätigkeit fördern.

    Es sollte nicht korrigiert und auf diese Weise entmutigt werden, sondern lieber die Lektion zu einem späteren Zeitpunkt wiederholt werden.

    Wenn das Kind die Lektion beherrscht, kann es dazu ermutigt werden, eigene Variationen, Erweiterungen und Kombinationen zu finden.

    Die Lektion sollte in drei Stufen erteilt werden:

    1. Stufe: "Dies ist ein Tausender." So wird zur Einführung eine Beziehung zwischen Gegenstand und Namen, bzw. Eigenschaft und Bezeichnung hergestellt. Es geschieht eine Verbindung zwischen Sache, Begriff und Benennung.
    2. Stufe: "Gib mir den Tausender." Der Begriff wird genannt und es werden Aufträge erteilt. Das Kind soll in der Lage sein, ihn unter anderen zu erkennen und herauszufinden. Diese Phase sollte in verschiedenen Variationen unterschiedlich gestaltet werden und interessant und mit Bewegung ausgestaltet werden.
    3. Stufe: Schließlich sollte es den Gegenstand selbständig benennen können:
      "Was ist das?" "Ein Tausender." auf diese Weise wird der passive Wortschatz zum aktiven Wortschatz .



    Copyright © 2004 Esther Goldschmidt and Fred Zimmak