Schule

Mit kleinen Gruppe verschiedener Altersstufen fand zunächst freier Gesamtunterricht statt, praktisch eine Erweiterung des Tischgesprächs der Familie Otto. Hier ergaben sich bald Wünsche nach Vertiefung einzelner Themen und so entstand auch Fachunterricht. Der Gesamtunterricht blieb aber als letzte Stunde des Schultages bestehen: Hier traf sich die kleine Schulgemeinde, um alle berührenden Themen zu besprechen. Toleranz gegenüber anderen Meinungen und einzelnen Religionen waren hier selbstverständliches Gesetz.

Da Schulangst nach Ottos Meinung wahres Lernen unmöglich machte, gab es keine Zwangsthemen, keine Zensuren, keine Versetzungen und kein Sitzenbleiben. Leistungsschwächere Schüler wurden geschützt und getröstet, wenn möglich in Fördergruppen zusammengefasst, wie denn ja auch Interessengruppen gebildet wurden, um schneller auffassenden Schülern gerecht zu werden. Alle aber gehörten zu der „Gemeinde", die sich im Gesamtunterricht zusammenfand.

Die Lehrer mussten streng nach dem Prinzip der Isolierung der Schwierigkeiten vorgehen und so sprechen, dass sie von den Schülern verstanden wurden (Altersmundart), nie aber länger bei einem Thema verharren, als das Interesse der Schüler wach war.

Im Gesamtunterricht entstand auch der Wunsch, eine eigene Verwaltung aufzu-bauen, eigene Gesetze zu erarbeiten, ja schließlich auch ein "Gericht" , das kleinere Verstöße gegen die selbstgemachte Schulordnung ahndete. So entstand ein kleiner Staat, der natürlich demokratisch war, wurde doch gewählt und konnte doch jeder kandidieren: Kanzler und Ordner, schließlich auch Richter und Protokollführer.

Im Gesamtunterricht wurden Themen besprochen - Otto schloss grundsätzlich kein Thema aus, das von Schülern vorgetragen wurde, die in den Lehrplänen der staatlichen Schulen nicht enthalten waren. So waren Berichte über Theaterbesuch häufig, was schließlich zu einem regen Theaterleben in der Schule führte. Gemeinsame Wanderungen - es war ja die Zeit der Jugendbewegungen - wurden geplant und durchgeführt, kurz: die Schulgemeinsamkeit wurde oft noch in der so genannten „Freizeit" fortgesetzt.



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