Statt Klassen: Gruppen

Petersen schaffte in seine Schule die traditionelle Jahresklasse ab, die seit ca. drei Jahrhunderten als selbstverständlich galten. Dies war eine entscheidende Reform. Er schaffte sie ab, weil er das Problem der Jahresklassen darin sah, dass ein großer Teil der Schüler die Schule nicht ganz durchläuft, sondern diese vorzeitig abbricht.

Erst nach langer Zeit stellt sich heraus, dass sie den zunehmenden Anforderungen endgültig nicht gewachsen sind. So sind die unteren Klassen stärkerer besetzt als die oberen. Außerdem verlassen viele Schüler die Schule ohne eine abgeschlossene Bildung. Ein weiterer Kritikpunkt war, dass die Jahresklassen nach seiner Meinung den Begabungen und den Entwicklungsmöglichkeiten der Schüler nicht genügend gerecht werde.

Er kam auf die Idee ,die zehn Jahrgänge in vier Gruppen einzuteilen. Diese bezeichnete er als "Stammgruppen":
  -Untergruppe(1.-3. Schuljahr)
  -Mittelgruppe(4.-6. Schuljahr)
  -Obergruppe(6./7.-8. Schuljahr)
  -und Jugendlichengruppe(8./9.-10 Schuljahr)

Diese Gruppen umfassten also jeweils etwa drei Jahrgänge und etwa je aus 25-35 SchülerInnen. Für die Zugehörigkeit waren die "allgemeine Reife und die menschliche Haltung" mit entscheidend. Sie zeigten sich in der Weise, wie sich die Einzelnen in die Gruppe eingliederten und sich durchsetzten. Nach Petersens Meinung sollte die Gesamtschülerzahl einer Schule von 250 nicht übersteigen, so dass ca. acht Gruppen gebildet werden können.

Die Differenzen innerhalb der Gruppen, sprich das Alter, die Reife und die Leistungen, waren ihm sehr wichtig wegen der damit gegebenen Möglichkeiten der wechselseitigen Unterrichtung, der Vorbildwirkung und der Hilfe. Nach jedem Jahr rückte jeweils etwa 1/3 der Gruppe in die nächst höhere Gruppe und aus der folgenden jüngeren rückten etwa 1/3 dieser nach. Dadurch kam jeder Schüler einmal in die Lage, innerhalb seiner Gruppe der fortgeschrittene Ältere zu sein, der so den nachgerückten Jüngeren helfen kann. Er hielt aber auch noch weitere Vorteile der Gruppen für pädagogisch wertvoll.

Jede der Stammgruppen, Untergruppen usw. hatte ihre besondere Ordnung in bezug auf die Themen der Unterrichtsarbeit und auf die Arbeitsformen.

Die verschiedenen Stammgruppen waren nur einige Male in der Woche und nur zu bestimmten Veranstaltungen zusammen, man sprach dann vom Kreis. Der Unterricht gestaltete sich in kleinen Gruppen und Kursen. Die an einem Tisch sitzende Gruppe bildete eine Arbeitsgemeinschaft, die, so weit es ging, selbständig arbeiteten. So wurde ein "Gruppenunterricht" durchgeführt, bei dem die Schüler die Initiative und die Erarbeitung weitgehend selbst gestalteten. Dies geschah unter der Aufsicht und der Beratung des Lehrers.



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