Anthroposophie

Das Wort "Anthroposophie" wörtlich übersetzt bedeutet "Die Weisheit vom Menschen"; das könnte heute auch heißen: "Das Bewusstsein des eigenen Menschentums".

Die Geisteswissenschaft der Anthroposophie wurde von Dr. Rudolf Steiner (1861 - 1925) entwickelt.



Sie ging aus der Theosophie (wörtlich Gottes-Weisheit) von Helena Blavatsky (1831-1891), die indische und westlich-okkultistische Lehren verband, und der Idee, dass die Realität im Wesentlichen geistig sei, hervor. Im Gegensatz zu dieser Lehre, welche das bestehende Christentum leidenschaftlich ablehnte, versteht sich die Anthroposophie allerdings als eine christliche und humanistische Lehre, die daneben auch buddhistisches Gedankengut integriert.
Die philosophische Basis der Anthroposophie findet sich in Steiners Hauptwerk Die Philosophie der Freiheit. Kernpunkt ist die Lehre, dass alle unser Erfahrungen wahr sind -- nicht bloss wahr als Erfahrungen, wie Kant gesagt hätte, sondern dass ihr Inhalt sich auch auf wahre Objekte bezieht. Diese Ansicht bildet die Grundlage für Steiners späteren Anspruch, "exakte wissenschaftliche Beobachtungen" über die "geistige Welt" anstellen zu können.Die Anthroposophie besagt, dass Menschen aus drei Instanzen bestehen: Körper, Seele und Geist. Das Ziel der Anthroposophie sei, durch Meditation, Beobachtung und Offenheit auf einer lebenslangen 'Suche' höhere Bewusstseinsebenen zu erreichen, weil der Mensch und die gesamte Welt (geistige und physische) sich in einer beständigen Entwicklung (Evolution) befänden.

In einer Zeit des geistigen Umbruchs auf politischer, kultureller und sozialer Ebene wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts auf den verschiedensten Gebieten nach neuen Weltbildern sowie nach ganzheitlichen Lebensformen gesucht.

Der Österreicher R. Steiner veröffentlichte 1894 das Buch: "Die Philosophie der Freiheit" - Grundzüge einer modernen Weltanschauung. Seelische Beobachtungsresultate nach naturwissenschaftlicher Methode.

Im Untertitel dieses Buches wird das primäre Anliegen Steiners deutlich: Es geht ihm um den Ausbau einer Geisteswissenschaft, die sich der strengen Methodik der Naturwissenschaft bedient, aber als Objekte der Erkenntnis das sinnliche wie das geistige Erleben wählt. Die Idee des reinen Denkens wird von ihm in diesem Buch ebenso entwickelt wie die des Freiheitsbegriffes des modernen Menschen.
Zitat:
"Freiheit ist unmöglich, wenn etwas außer mir meine moralischen Vorstellungen bestimmt. Ich bin nur dann frei, wenn ich selbst diese Vorstellungen produziere; nicht, wenn ich die Beweggründe, die ein anderes Wesen in mich gesetzt hat, ausführen kann. Ein freies Wesen ist dasjenige, welches wollen kann, was es selbst für richtig hält."



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