Unterrichtshilfen

Die natürliche Methode

Diese Methode sah Otto im Gegensatz zu der üblichen Schulmethode, die mit Zwang und Strafe arbeitet, die kein Verständnis für das Kind, seine geistigen Bedürfnisse und sein Auffassungsvermögen hat. Sie handelte gegen die Natur und musste daher Zwang anwenden, um zur Wirkung zu kommen, vergrößerte mit diesen Zwang jedoch nur ihre Misserfolge. „Natürlich" war für Otto die Methode, die gleichsam mit der Natur des Menschen gegeben zu sein scheint., da sie bei allen Völkern dieselbe ist, und anscheinend immer gewesen ist.

Es ist die Methode der Bildung im Umgang, vor allem im Kleinkindalter, aber dann auch in der Schule. Als „nicht natürlich" polemisierte Otto u.a. gegen das zu frühe Lesenlernen; wenn das spontane Interesse da ist, kommt es von selbst und mühelos.

Um dieses Interesse zu wecken wünschte Otto die Anlage und Benutzung von Sammlungen, Herbarien und Terrarien usw. .

„Natürlich" sind kleine Unterrichtsgruppen im Unterschied zum Massenbetrieb. „Die natürliche Methode ist also zugleich die einzige, die fast unbedingt sichere Erfolge aufweisen kann", so Berthold Otto.

Die Schulfreudigkeit

In dem gleichen Zusammenhang sprach Berthold Otto von der „schulfrohen Stimmung", in der sich das Kind in der Schule befinden soll. Immer wieder hat er von der Freude als Motiv allen Lernens und aller Arbeit überhaupt gesprochen.

Spiel und Wetteifer als Lernhilfen

Jeder weiss, dass Lernen und Arbeiten Schwierigkeiten und Mühe und Anstrengung erfordern.

Als Lern- und Arbeitshilfen hat Otto besonders das Spiel und den Wetteifer erprobt, angewandt und empfohlen.

Otto hielt über das Vorschulalter hinaus für die ersten Schuljahre das Spiel als didaktisches Mittel für bedeutungsvoll und forderte vom Lehrer wie vom Erwachsenen, dass er dies erkenne, das Spiel ernst nehme und anwende, denn die natürliche Lust am Spiel sollte für das Lernen genutzt werden.

Für die Fortgeschrittenen ließ er an dieser Stelle des Spiels Formen treten, die dem Sportlichen Sinn und der Freude am Wetteifer dieser Altersstufen entsprechen.

Diese Auswertung einer natürlichen Antriebskraft im jungen Menschen, im Sport bewährt, erwies sich auch für geistige Lernprozesse als nützlich, zumal sie mit den entsprechenden Vorbehalten und vor allem Humor angewandt wurde.

"Isolierung der Schwierigkeiten"

Für Schwierigkeiten, deren Überwindung besondere Mühe macht und die nicht mit Lernhilfen wie Spiel und Wettkampf zu bewältigen sind, entwickelte Otto ein Prinzip der Unterrichsarbeit, das er die „Isolierung der Schwierigkeiten" nannte.

Viele Stoffe sind dadurch schwer begreifbar, dass sie eine Vielzahl von Unbekannten erhalten, die im einzelnen an sich nicht schwierig zu verstehen, aber in der Häufung für den Schüler zunächst nicht zu erfassen sind. Also sollte man zunächst nur eine der Schwierigkeiten herauslösen und sie zu klären versuchen, anschließend eine zweite vornehmen usw., bis schließlich der volle Zusammenhang verstanden ist.



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